Nils hat bei der Zeit einen netten Artikel über die angeblichen genetischen Unterschiede von Mann und Frau ausgegraben. Darin wird anhand von ein paar Beispielen aufgezeigt, wie hinfällig diese Vorurteile sind. Trotzdem wird sich eine überwältigende Mehrheit weiterhin an Binsenweisheiten wie “Männer können nicht zuhören” und “Frauen kaufen immer nur Schuhe” klammern.
Schlimm genug das ganze, doch besonders im oft bemühten, sogenannten GoogleInformationszeitalter. Und die Geschlechterstory ist da kein Einzelfall. Mein Lieblingsbeispiel ist da der falsche Gebrauch des Wortes “Hacker” (die in der Öffentlichkeit als digitale Terroristen wahrgenommen werden). Ein weiteres, aktuelles Beispiel ist die Behauptung, Wikipedia müßte in den nächsten 3 Monaten dicht machen. Aber warum halten sich solchen Scheinfakten besser und hartnäckiger als die eigentlichen Informationen? Sind sie verkaufsträchtiger? Leichter verdaulich? Schließlich müßte man dann unterscheiden zwischen Hackern und Crackern oder sich vor Augen führen, daß Wikipedia auf Spenden angewiesen ist, sonst könnten sie ihre Rechnungen nicht mehr begleichen.
Sind wir also eigentlich immer noch im Mittelalter, wenn’s um echte Fakten geht? Vielleicht nicht ganz, vielleicht haben wir uns schon einen Tick weiterentwickelt und wir würden heute eher so eine Behauptung aufstellen, wie
Die Welt ist eine DVD.
Menschen, Tiere, Sensationen -
so hiess in den 70ern und 80ern eine Unterhaltungssendung im deutschen Fernsehen. Schon damals war es so, daß man etwas brauchte, um sich aus dem zwar nicht immer tristen, aber vordergründig eintönigen Alltag hinaus in eine Welt versetzen zu lassen, in der es irgendwie prickelte.
Verschwörungstheorien haben wohl den gleichen Ansatz: Oswald alleine, ein Looser (wie man heutzutage sagen würde) der damaligen amerikanischen Gesellschaft, bringt die Lichtgestalt der amerikanischen Politik um: unmöglich! Es muß was unsagbar größeres dahinterstecken. Wie gerne glaubt man so was – und ist auf einmal selber mitten drin – in der schillernden Agentenwelt. Wer weiss: ist nicht vielleicht sogar der stets etwas seltsame Nachbar insgeheim ein Spion…?
Es fällt auf: diejenigen, die irgendwelche düsteren Vorhersagen (mit positiven Überraschungsnews hat man es viel schwerer) aus natürlich nicht immer klar definierbaren Quellen vorweisen können, sind für die Masse interessant. Muß ja ein besonderer Mensch sein, der auf solche Informationen zurückgreifen kann.
Eine Portion Eigennutz ist also auch dabei.
Rabe