So tragisch es auch sein mag, die Entführung einer Deutschen im Irak räumt wohl endgültig mit der Meinung auf, daß Deutschland nicht Ziel von terroristischen Anschlägen werde könne, da man sich nicht am Irak-Krieg beteiligt habe. Die Entführte hat sich seit “Ende der Kampfhandlungen” vor 2½ Jahren um humanitäre Hilfe bemüht, doch das war den Kidnapper offensichtlich genauso egal wie die Tatsache, daß sie Deutsche ist. Was zählt ist nicht so sehr die nationale sondern vielmehr die gesellschaftliche Herkunft. Es geht gegen die offene, demokratische Zivilgesellschaft und nicht gegen einzelne Nationen. Nicht zuletzt deshalb sind Anschläge in Berlin, Frankfurt oder München genauso wahrscheinlich wie in London, Madrid oder New York. Das sollte jetzt endlich bei allen hier angekommen sein. So tragisch das auch sein mag.
> Es geht gegen die offene, demokratische Zivilgesellschaft und nicht gegen einzelne Nationen.
Glaube ich nicht. Es geht um die US-Militärpräsenz im Nahen Osten.
Und in diesem Fall wird es profanerweise auch um Geld gehen …
… und ich denke nicht, dass die Entführer von Ausländern im Irak und die Leute, die in London Bomben legen sich auch nur im Entferntesten ähneln. Die haben doch komplett andere Hintergründe und Motive. Das alles unter dem Begriff “Terrorismus” zusammenzufassen macht, es zwar einfacher, aber auch falscher.
> Glaube ich nicht. Es geht um die
> US-Militärpräsenz im Nahen Osten.
…, die im Irak einen demokratischen Staat aufbauen will.
> Das alles unter dem Begriff
> “Terrorismus” zusammenzufassen
> macht, es zwar einfacher, aber auch
> falscher.
Mag sein, aber was diese beiden Gruppen zusammenbringt ist ihre Ablehnung von westlichen Werten und religiöser Fanatismus.
> …, die im Irak einen demokratischen Staat aufbauen will.
Dabei tritt sie halt fundamentale demokratische Werte mit Füßen: Pressefreiheit (Angriff auf Al-Dschasira-Sender, Beschuß des Hotels Palestine, …), Menschenrechte (Abu G., Guantanamo, …). Dass es denen um einen demokratischen Staat geht, halte ich schlicht für eine Lüge.
Der Artikel des Spiegel ist leider nicht mehr frei online, aber in Kürze (http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,385870,00.html): In einem syrischen Folterknast haben deutsche Beamte den Deutschen Zammar verhört, der von der CIA da hin verschleppt wurde. “Wer mit Schweinen aus einem Trog frisst, ist selbst ein Schwein”
Also so ganz rausgehalten hat sich Deutschland aus der Sache ja nicht, zumindest nicht genug um als irgendwie neutral wahrgenommen werden zu können.
Daß Deutschland da schon auch mit drinne steckt, da gebe ich Dir Recht. Mir ging es ja im Wesentlichen darum, daß einer breiten Öffentlichkeit durch diese Entführung ein Licht aufgehen sollte, daß man mit dem Argument der vermeintlichen Neutralität keine Übergriffe jeglicher Art zu fürchten hätte.
Ich glaube ja nichtmal, dass das einer breiten Öffentlichkeit nicht klar ist, bzw. dass es diese Illusion überhaupt noch gibt.
Ich beobachte an mir, und ich halte mich ja durchaus für einen “Linken”, sofern diese Bezeichnung überhaupt noch was sagt, dass ich mir schon meinen Teil denke wenn ich arabisch aussehende Leute mit Vollbart auf der Straße sehe …
Leider muß ich sagen, daß ich da auch nicht ganz frei davon bin… Natürlich nicht grundsätzlich, aber wenn die dann noch etwas finster dreinschauen… Und ich halte mich ja auch für einen “Linken”, falls diese Bezeichnung wirklich noch was sagt